Freitag, 9. Juni 2017

Handicap-Prinzipien

Seit längerer Zeit ist das Handicap-Prinzip bekannt, darüber kann man gut z.B. in der Wikipedia nachlesen. Dieses Konzept ist einer der zentralen Elemente der Evolutionstheorie und begleitet uns in jeder Phase unseres Lebens, eben auch beim Zocken.
Bei dem Handicap-Prinzip geht es darum, dass man sich selbst einen Nachteil schafft, in dem man eine Gefahr oder ein Problem verstärkt und weitgehend ignoriert. Damit zeigt man seine Stärke und Überlegenheit und wird dadurch von den Artgenossen als besonders lebenstüchtig, potent und somit attraktiv wahrgenommen. Das gilt insbesondere auch für die Sexualität. Die Wikipedia beschreibt es auch folgendermaßen: Vergeudung von Kraft und Energie kann sinnvoll sein, weil man dadurch schlüssig zeigt, dass man mehr als genug davon besitzt und somit etwas zu vergeuden hat – gerade die Verschwendung macht das Signal glaubwürdig. In der Natur gibt es Unmengen an Beispielen:
  • Pfau, dessen Schwanzgefieder ihn am Fliegen und sich Verteidigen hindert und keine sinnvolle Funktion erfühlt, außer um den Weibchen zu zeigen, dass er trotz des Gefieders stark und überlebensfähig ist.
  • Gazelle, die vor einem Raubtier springt statt zu fliehen und somit zeigt, dass sie zu stark für diesen Raubtier ist und das Raubtier läuft schwächeren Gazellen, die weg rennen, hinterher.
  • Mähne bei afrikanischen Löwen, die ihn in der Hitze starkem Stress aussetzt.
  • Bei Menschen gibt es unzählige Beispiele, gefühlt viel mehr als bei Tieren: Rauchen, Homosexualität, Extremsport, übertrieben große/teure/protzige Autos/Häuser/Dinge, alle Arten von Drogen, Tatus/Piercing/Branding, Geschlechtsumwandlungen und viele mehr. Sogar der Penis bei Männern ist ein biologisch gesehen nutzloser Ding, da biologisch auch ein Penis von 1cm Länge seinen Zweck genau so gut erfühle würde, wie eins mit 12cm, und sogar besser als eins mit 20cm. Auch große Brüste bei Frauen machen biologisch gesehen keinen Sinn, denn große Brüste nicht mehr Milch produzieren als kleine.
Dieser Konzept ist mittlerweile gut erforscht und es ist Teil der Evolutionstheorie von Charles Darwin und betrifft vor allem den Bereich Sexuelle Selektion. Einige Besonderheiten dieses Konzeptes, die nicht sofort einleuchtend sind:
  1. Das Handicap-Prinzip ist ein rein instinktives und weitgehend unkontrollierbares Verhalten, das kann in einigen seltenen Fällen zu extremen Ausprägungen führen, wie z.B. körperlich sich sehr stark verletzen, manchmal sogar bis zum Selbstmord (es gibt fälle wo Menschen sich Hände, Füße oder sogar den eigenen Kopf abschneiden), es kann also weit über den ursprünglichen Grund hinausgehen, da der Instinkt nur ein Verhalten ist und keinen rationalen Regeln folgt.
  2. Das Handicap-Prinzip ist bei Männchen besonders stark ausgeprägt, natürlich zeigen auch manche Weibchen dieses Verhalten, manchmal sogar in extremen Formen, aber es ist trotzdem primär bei Männchen stark ausgeprägt, vor allem in der Tierwelt.
  3. Bei Menschen ist es so, dass dieses Verhalten nicht mit rationaler Denkweise zu vereinbaren ist, Tiere haben dieses Problem nicht, aber Menschen haben schon lange eine Lösung gefunden. Menschen denken sich Gründe einfach aus, um das als sinnvoll und rational darzustellen, einige Beispiele:
In diesem Blog Eintrag möchte ich allerdings nicht über das normale Handicap-Prinzip schreiben, sondern mehr über eine Spezialform davon, ich benenne diese Form mal als Anti-Handicap-Prinzip. Während bei normalem Handicap-Prinzip man bei einer Gefahr oder Problem diese verstärkt und ignoriert, erzeugt man bei Anti-Handycap-Prizip eine Gefahr bzw. ein Problem, wo überhaupt keins ist. Dieses Konzept kann man z.B. bei der Studie von John B. Calhoun beobachten. Bei dieser Studie hat man Ratten in eine ideale Umgebung gesteckt, also keinerlei Gefahren, unendliches Essen, permanente Sauberkeit und innerhalb des Raumes konnten die Ratten tun was sie wollten, dabei sind alle Ratten am Ende gestorben, obwohl sie weder Nahrungsmangel, noch Krankheiten, noch messbaren Platzmangel hatten. Während des Experiments sind aber viele Dinge passiert, z.B. irgendwann haben die Weibchen angefangen eigene Kinder grundlos zu töten und die Männchen anzugreifen und viele Männchen sind homosexuell geworden.
Beim Anti-Handicap-Prinzip läuft es in der Regel so, dass Individuen eine Gefahr bzw. Problem erzeugen und andere Individuen, dem normalem Handicap-Prinzip folgend, diese Gefahr bzw. Problem verstärken und versuchen zu ignorieren. Natürlich zeigen dieses Verhalten alle Individuen, aber bei Weibchen scheint dieses Verhalten besonders stark ausgeprägt zu sein. Bei einer echten spürbaren Gefahr bzw. Problem von Außen bleibt dieser Effekt meistens aus. Bei Menschen kommt wie bei Handicap-Prinzip noch dazu, dass man sein Verhalten sich selbst und seinen Mitmenschen rational erklären muss. Die rationalen Begründungen verlaufen dabei oft sehr ähnlich und nach folgendem Schema: man denkt sich irgendwelche theoretischen Regeln aus und belohnt das Befolgen dieser Regeln (auch wenn diese schmerzhaft sind) bzw. bestrafft bei nicht Befolgen dieser Regeln nahe Mitmenschen. Beispiele dazu kann sich jeder selbst zusammen reimen wenn er möchte, aber hier sind einige Denkanstöße:
  1. Eine Prinzessin wird von ihrer Stiefmutter beinah ermordet, weil diese so schön ist. Dabei hat die Stiefmutter das abstrakte Konstrukt "Schönheit" definiert und die Regel, dass nur sie es besitzen darf, die eigene Stieftochter musste eine Straffe für das Nichtbefolgen dieser Regel hinnehmen. Bei diesem Märchen ist auch nicht klar, wie viel schuld die Prinzessin wirklich trägt, aber ein Prinz, der von der Prinzessin noch nie was gehört hat und sie auch noch nie gesehen hat, kommt von weit her um diese zu retten und das ist ein ganz natürlicher und wichtiger Konstrukt in der Evolution, was entweder zufällig passiert ist, oder das Ziel der Aktion bei der Prinzessin war. Wenn der Prinz diese Prinzessin tatsächlich kennen würde, wäre er vielleicht nur gekommen, um sicher zu stellen, dass diese auch wirklich tod ist.
  2. Es ist gut möglich, dass Hexenjagd und -verbrennungen im Mittelalter auf einige extreme Fälle dieses Konzeptes zurück geführt werden können, denn wie auch bei normalem Handicap-Prinzip gibt es auch hier extreme Fälle von krankhaftem Verhalten (schöne Prinzessin und ihre Stiefmutter, die Hexe). Im Film Antichrist wurde dieses Thema umfangreich dargestellt.
  3. Man könnte die Verbreitung und den Hype rund um das Buch "50 Shades of Grey" damit gut erklären und auch generell BDSM ist genau dieses Zusammenspiel von Handicap- und Anti-Handicap-Prinzipien. Denn erzeugen von Gewalt gegen eines nahen Menschen, erzeugt auch eine Gefahr das er weg geht und ist klassischer Handicap-Prinzip, während das Erleiden von Schlägen die Instinkte zu Anti-Handicap-Prinzip befriedigt und beides in Kombination kann glücklich machen.
Dieser Verhalten spielt in der Evolution eine sehr zentrale Rolle, denn jedes evolutionsbasiertes System benötigt sowohl einen Optimierer, der die Entwicklung der Prozesse zielgerichtet voran bringt, als auch einen Zerstörer, der ermöglicht aus dem lokalem Optimum auszubrechen. In der Mathematik ist es ein sehr bekanntes Thema aus dem Bereich "Optimierunsproblem". Ich denke, dass in der Biologie diese Rollen primär aber nicht ausschließlich auf Männchen als Optimierer und Weibchen als Zerstörer verteilt sind. Es klingt zu erst kurios, denn die Weibchen sind ja für Kinder und Geburt in der Biologie verantwortlich. Aber es ist auch logisch, denn die Kinder sind ja Zerstörer, denn sie haben die Chance alles anders (besser) zu machen und zerstören somit den lokalen Optimum der Eltern.
Damit eine Gruppe, wie z.B. ein Ehe-Paar, langfristig Erfolg hat, muss also auch eine externe für beide spürbare Gefahr existieren, dass der eine verstärken und ignorieren kann, bzw. der andere sich durch die Existenz der Gefahr instinktiv befriedigt fühlt. Was könnte eine solche Gefahr sein? Mir würde spontan z.B. folgendes einfallen:
  • Reisen, denn neue Umgebung, neue Menschen und Sprachen, empfindet ein Mensch generell immer instinktiv als eine Gefahr.
  • Wenn man auf BDSM steht, könnte z.B. einer den anderen schlagen, es schafft auch Gefahr und kann zur Befriedigung beider Seiten führen.
  • Mein Favorit: einfach zusammen oder gegeneinander Games spielen, bei Spielen werden viele dieser Instinkte befriedigt, ohne das jemand oder etwas schaden nimmt, die Gefahr ist deutlich spürbar, obwohl diese rein theoretischer Natur ist.
Ich glaube das in Zukunft werden immer mehr Beziehungen virtuell beim Online-Games aufgebaut und auch dort ausgelebt. Gleichzeitig denke ich, dass es eine gute Entwicklung ist, denn bei Menschen werden so die natürlichen Triebe nahezu ohne Nebeneffekte ausgelebt und gleichzeitig die positiven Aspekte beibehalten. In der heutigen Zeit ist eine gesunde Kombination von virtuellem und echtem Leben notwendig, denn die natürlichen Instinkte und Triebe, die sich über Millionen von Jahren entwickelt haben, können heute kaum mehr auf natürliche Weise befriedigt werden.
Mein Fazit: spielt zusammen und habt Spaß dabei

Wer über diese Themen mehr erfahren möchte, sind folgende Artikel empfehlenswert, es geht dabei um verwandte Themen, die helfen die Verhaltensweisen zu eklären:
  • Gefangenendilemma

    Das Gefangenendilemma ist ein mathematisches Spiel aus der Spieltheorie. Es modelliert die Situation zweier Gefangener, die beschuldigt werden, gemeinsam ein Verbrechen begangen zu haben. Die beiden Gefangenen werden einzeln verhört und können nicht miteinander kommunizieren. Leugnen beide das Verbrechen, erhalten beide eine niedrige Strafe, da ihnen nur eine weniger streng bestrafte Tat nachgewiesen werden kann. Gestehen beide, erhalten beide dafür eine hohe Strafe, wegen ihres Geständnisses aber nicht die Höchststrafe. Gesteht jedoch nur einer der beiden Gefangenen, geht dieser als Kronzeuge straffrei aus, während der andere als überführter, aber nicht geständiger Täter die Höchststrafe bekommt.

    Das Dilemma besteht nun darin, dass sich jeder Gefangene entscheiden muss, entweder zu leugnen (also mit dem anderen Gefangenen zu kooperieren) oder zu gestehen (also den anderen zu verraten), ohne die Entscheidung des anderen Gefangenen zu kennen. Das letztlich verhängte Strafmaß richtet sich allerdings danach, wie die beiden Gefangenen zusammengenommen ausgesagt haben und hängt damit nicht nur von der eigenen Entscheidung, sondern auch von der Entscheidung des anderen Gefangenen ab.
     
  • Nash-Gleichgewicht

    Die Arbeit mit dem Titel Non-cooperative Games erweiterte die Spieltheorie von Morgenstern und von Neumann um das sogenannte Nash-Gleichgewicht (Nash-Equilibrium). Nash wies nach, dass dieses Gleichgewicht – abweichend von den Lösungen – auch für Nicht-Nullsummenspiele und für mehr als zwei Spieler existiert.

    Ausgegangen wird von einem Satz von Strategien (etwa Preispolitik) von Spielern (Konkurrenten im Markt). Eine Situation, bei der kein Spieler davon profitieren kann, seine Strategie zu ändern, wenn die anderen Spieler ihre Strategien unverändert lassen, ist ein Nash-Gleichgewicht. Die Bedeutung dieser Arbeit aus dem Jahr 1950 wurde erst später im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Spieltheorie erkannt und brachte ihm 1994 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ein.

2 Kommentare:


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